Chiara Loos steht beim SC Sand unter Vertrag. Aber wie lange noch?

Chiara Loos

Viele trauen ihr spätestens in der kommenden Saison den endgültigen Durchbruch zu. Was macht die 24-Jährige zu einer der spannendsten Spielerinnen im deutschen Frauenfußball?

Chiara Loos kann ihre sportlichen Träume ziemlich klar und eindeutig formulieren. Und sie muss dafür auch nicht lange überlegen: Sie will in die A-Nationalmannschaft, sie will in die Champions League, sie will um die deutsche Meisterschaft mitspielen. Die 24-Jährige braucht diese hohen Ziele, um besser zu werden, um noch besser zu werden. Loos steht beim SC Sand unter Vertrag. Bei einem Verein, der stolz auf sein Dorfimage ist, der in der vergangenen Saison allerdings nur mit Mühe und Not und dank eines beachtlichen Schlussspurts den Klassenverbleib in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga geschafft hat. Ist Loos zu gut für die Provinz? Diese etwas überspitzt formulierte Frage muss in diesem Zusammenhang erlaubt sein.

Loos kann sie direkt beantworten. Schon wieder muss sie nicht überlegen. So, als ob sie sich diese Frage womöglich selbst schon häufiger gestellt hat: „Sand ist für mich genau die richtige Station im Moment. Hier ist es familiär und professionell zugleich. Außerdem bekomme ich die Spielzeit, die ich brauche. Ich bin Stammspielerin und kann mich entwickeln. Die kommende Saison ist sehr wichtig für mich“, erklärt Loos. Aber sie sagt auch: „Ich bin unglaublich motiviert und möchte mittelfristig den nächsten Schritt machen.“ Der SC Sand soll also nicht die Endstation ihrer Karriere sein. Aber der Verein aus Baden-Württemberg ist ein Knotenpunkt ihrer Entwicklung. Jetzt wird die Entscheidung fallen, ob ihre Träume wahr werden. Das Schöne ist: Sie hat es selbst in der Hand.

Chiara Loos

Chiara Loos / imago images/Eibner

Loos hat ein Jahr hinter sich, das sie geprägt hat. Mit ihren fünf Toren und sechs Vorlagen hatte sie entscheidenden Anteil daran, dass der SC Sand nach sieben Jahren auf der ganz großen Bühne nicht plötzlich in der Versenkung verschwunden ist. Wahrscheinlich wäre der Abstieg gleichbedeutend mit dem Ende des ambitionierten Frauenfußballs bei diesem so sympathischen Verein gewesen. „Diese zwölf Monate waren extrem lehrreich für uns alle, speziell auch für mich“, sagt Loos rückblickend. „Wir hatten teilweise richtig Druck, mussten mit einer krassen Niederlagenserie umgehen und durften dabei die Hoffnung nicht aufgeben. Am Ende haben wir es gemeinsam geschafft. Diese Erfahrungen haben mich geprägt, sie haben mich als Persönlichkeit stärker gemacht. Aber ich brauche das nicht nochmal. In der kommenden Saison möchte ich nichts mehr mit dem Abstiegskampf zu tun haben. Das war zu krass.“

Die Mittelfeldspielerin hat alle Voraussetzungen, um es früher oder später zu einem der Topklubs zu schaffen. Sie ist schnell und dynamisch. Sie liebt es, das Spiel über die Außenbahn voranzutreiben. Sie kann sich durchsetzen. Und sie kann Tore schießen. Viele dieser Eigenschaften hat sie sich in der Jugend selbst angeeignet. Bis sie 15 Jahre alt war, hat sie ausschließlich mit Jungs trainiert und in einer Mannschaft gespielt. „Das hat meine Entwicklung natürlich entscheidend beeinflusst. Je älter die Jungs wurden, mit denen ich gespielt habe, desto mehr musste ich mich körperlich wehren und auch mal die Ellenbogen ausfahren, wenn es nötig war“, sagt Loos. Auch heute noch trainiert sie manchmal mit den Herren des VfB Bodenheim. Dort ist ihr Vater Harald Torwarttrainer und ihr sieben Jahre älterer Bruder Norman spielt im Sturm. „Technisch und taktisch kann ich problemlos mithalten“, sagt Chiara Loos. „Aber körperlich habe ich kaum eine Chance. Es macht trotzdem riesigen Spaß, dort zwischendurch mal mitmischen zu können.“

Sie macht das alles, um ihre Träume wahr werden zu lassen. Für verschiedene Nachwuchs-Nationalmannschaft des DFB hat sie schon gespielt. Auf ihr Debüt bei Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg arbeitet sie hin. In der FLYERALARM Frauen-Bundesliga ist sie ebenfalls schon angekommen. Den Keller will sie jetzt verlassen und Schritt für Schritt Richtung Dachgeschoss machen. Die Möglichkeiten dazu hat sie. Im zweiten Jahr in Sand will sie das bestätigen. Ein weiteres Jahr bei dem Dorfverein wird ihr guttun. Und dann? Wird sie wahrscheinlich zu gut sein für die Provinz.

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