Das ELFEN-Spieltags-Interview mit Julia Simic, ehemalige FC Bayern- und Nationalspielerin

„Aber darum geht es ja manchmal gar nicht“

Jede Woche vor einem Spieltag der FLYERALARM Frauen-Bundesliga spricht ELFEN-Redakteur Felix Maier mit einer Trainerin, einem Trainer, Spielerin oder anderen Personen aus dem Umfeld der Vereine über eine Partie am Wochenende. Egal, ob Titelrennen oder Abstiegskampf – wir fragen nach!

Heute im Gespräch: Julia Simic

Julia Simic

Julia Simic / imago/regios24

Du hast selbst viele Jahre für die Bayern gespielt, verfolgst das Ganze jetzt weiter und wie nimmst du die Entwicklung in München war?

Da gibt es eine enorme Entwicklung. Die Bayern holen nationale Titel, aber auch international spielen sie immer mehr eine gewichtige Rolle. Auch die Bedingungen mit der modernen Infrastruktur am Campus sind sehr gut. Es fehlt, ihnen glaube ich an nichts. Zu meiner Zeit war’s schon gut und diese Entwicklung spricht einfach für den Gesamtverein. Die Frauenfußball-Abteilung wird jetzt sehr ernst genommen. Man hat erkannt, dass man auch hier sehr erfolgreich sein kann, wenn gute Arbeit geleistet wird. Mittlerweile wird es ja auch formuliert: Die Meisterschaft in der Liga soll gewonnen werden, aber auch dass sie international lange mit dabei sein wollen. Ich glaube die Äußerung „Champions League-Sieg“ habe ich auch schonmal fallen hören, auch wenn ich denke, das ist jetzt noch nicht der absolut realistische Zielgedanke. Aber ich denke in diese Richtung geht es schon, deswegen ist die Entwicklung hier schon enorm. Der Sieg gegen Lyon war schon ein Fingerzeig. An einem guten Tag kann Bayern Lyon schlagen. Aber ich glaube, wenn man jetzt zehnmal gegen Lyon spielt, verliert man aktuell doch noch siebenmal, deswegen ist es zwar noch nicht ganz auf Augenhöhe, aber definitiv ein Ausrufezeichen – auch in Europa. Aber sie brauchen auch die Konstanz dann in Spielen gegen Benfica und auch in der Liga Woche für Woche. Aber dieses Thema haben nicht nur die Bayern, sondern eigentlich fast alle Teams.

Einen Top-Start hat auch Leverkusen hingelegt, zuletzt lief es nicht mehr so. Was fehlt Bayer noch für die Top-Plätze?
Leverkusen hatte zu Saisonbeginn noch nicht die ganz dicken Brocken. Das hat sie dann vielleicht auch selbst ein bisschen überrascht, wie lange sie oben mit dabei waren. Sie haben einen sehr guten Teamgeist. Da sieht man dann auch, dass sowas über eine geschlossene Mannschaftsleistung gehen kann. Da kann sich eine richtige Team-Dynamik entwickeln, gerade wenn man gut in die Saison startet. Da kommt dann einen Spirit bzw. einen Flow, der dich trägt und über die 100 Prozent bringt.

Die letzten Jahre hat Leverkusen gegen Bayern durchaus gut mitgehalten, auch gewonnen. Was traust du ihnen zu am Samstag?
Wenn man die Einzelspielerinnen vergleichen würde, gewinnt Bayern sicherlich auf jeder Position. Rein von der Qualität. Aber darum geht es ja manchmal dann gar nicht. Es trotzdem schwer, gegen so ein Team wie Leverkusen zu gewinnen. So war es ja für Bayern auch schon gegen Eintracht Frankfurt, als die Münchnerinnen ja verloren haben. Das kann in diesem einen Spiel dann ganz anders ausgehen. Diesen Vorteil und auch diesen Gedanken hat auch Leverkusen für das Spiel am Samstag.
Ich denke, wenn Leverkusen Bayern gut und früh anläuft, ihnen so das Leben hinten schon schwer macht, dann kann Leverkusen auch etwas holen. Dafür braucht es aber einen guten Matchplan und es muss alles aufgehen, was sie sich vorgenommen haben. Gutes Anlaufen, gutes Pressing, dann kann man die Bayern zu Ballverlusten zwingen. Aber auch klar ist: Bayern will in den letzten drei Wochen in diesem Jahr in der Liga und in der Champions League nochmal das Maximum rausholen. Der FCB hat natürlich jetzt auch viele Spielerinnen bei den Nationalmannschaften gehabt, die mit schweren Beinen ankommen, das kann für Leverkusen ein Vorteil am Samstag sein.

Bayern hat mit der Mehrfach-Belastung aus drei Wettbewerben zu kämpfen – ist das eigentlich wirklich so schlimm oder pusht das nicht auch enorm, wenn man auf so hohem Niveau sich immer wieder neu beweisen darf?
Dieser Drei-Tages-Rhythmus ist schon ein Faktor. Da ist es dann gar keine Frage der Qualität, sondern von Fokus. Man fährt von einem Hotel zum anderen, auch von einer Nationalmannschaft zurück zum Klub, dann wieder andersherum. Kommt von einem Stadion ins nächste, von einem Klima ins andere. Dieser Switch ist es eher, dass man dann immer richtig da sein muss, wenn’s drauf ankommt. Das stellt man sich manchmal leichter vor, als es ist. Es sind auch nicht die Beine am Ende, die entscheidend sind, sondern der Kopf, der von all den Eindrücken und der Reiserei müde ist. Immer wieder den Fokus neu zu setzen. Oft gibt es dazwischen mehr Regeneration als Training. Immer wieder gilt es, sich auf die nächste Aufgabe neu einzustellen.

Zum Abschluss: Dein Ergebnistipp für Samstag: Bayern München- Leverkusen?!:

Schwierig. Ich habe kürzlich die Bayern gegen Jena gesehen. Mit Ach und Krach haben sie da das Tor geschossen. Auch wenn ich wie beschrieben Leverkusen an einem richtig guten Tag einiges zutraue, tippe ich für Samstag auf ein 4:1 für Bayern München.

Die Partie in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga: 

FC Bayern München – Bayer 04 Leverkusen

Samstag, 04.12.2021, 13:00 Uhr, Live bei MagentaSport

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